Dem deutschen Volke ...
Dem deutschen Volke ...
Kaum ein anderes Gebäude in Deutschland kann auf eine so wechselvolle Geschichte zurückblicken wie das Reichstagsgebäude am Berliner Platz der Republik (vormals: Königsplatz). Aber es ist eine Geschichte mit „Happy End“: Selten genoss das Haus solche Wertschätzung wie heute. Zur Entstehungszeit im wilhelminischen Kaiserreich wurde der Bau durch die regierenden Hohenzollern misstrauisch beäugt: ein Ort für die ungeliebten Volksvertreter mitten im Berliner Zentrum, zumal mit einer Kuppel, die noch höher war als die des Stadtschlosses des deutschen Kaisers. Doch auch in der Weimarer Republik war das „Reichsaffenhaus“ (Kaiser Wilhelm II.) nicht allgemein beliebt – zu sehr entsprach der historisierende Baustil wilhelminischen Traditionen. Dass die Nazis dem Sitz der Volksvertretung keine sonderliche Zuneigung entgegenbrachten, verstand sich von selbst. Nach dem dubiosen Reichstagsbrand von 1933 tagten die bedeutungslos gewordenen Abgeordneten in der gegenüberliegenden Kroll-Oper. Im Kampf um Berlin wurde dann aber ausgerechnet dieses Gebäude von den Sowjets zum Symbol Nazi-Deutschlands erklärt, mit furchtbaren Folgen für seinen baulichen Zustand. Nachdem 1954 der West-Berliner Senat dann die Kuppel sprengen ließ, wurde der „Sandsteinkoloss im Niemandsland zwischen den feindlichen Weltsystemen“ in den Sechzigerjahren wieder instandgesetzt. Aber erst nach der Wiedervereinigung und der legendären Abstimmung der Bonner Abgeordneten über den zukünftigen Sitz des gesamtdeutschen Bundestages vom 20. Juni 1991 konnte das Haus wieder zu seiner eigentlichen Bestimmung zurückfinden: Nach rund vier Jahren Umbau durch den britischen Architekten Sir Norman Foster nahm das Parlament des Deutschen Bundestages mit der Sitzung vom 8. September 1999 seine Arbeit in Berlin auf.
Michael Haddenhorst, Jahrgang 1960 in Herford/Westfalen, studierte Fotodesign an der FH Bielefeld und schloss 1990 als Diplom-Fotodesigner ab. Seit 1991 ist er in Berlin als freischaffender Fotograf insbesondere in den Bereichen Architektur- und Industriefotograf tätig. Von ihm sind eine Vielzahl von Bildbänden über Berlin (Nicolai- und Henschel Verlag) sowie großformatige Kalender erschienen. Die Aufnahmen der Serie wurden mit einer Linhof Technikardan mit einem Super Rollex 6x9 Filmmagazin aufgenommen; die Dias wurden für diese Edition mit Hasselblad-Flextight-Scannern neu digitalisiert.
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