Der Schriftsteller André Foelckersam
Der Schriftsteller André Foelckersam
Mit Hitlers Übernahme der Ämter des Reichskanzlers und des Reichspräsidenten in Personalunion war 1934 der Machtwechsel besiegelt. Auch Pressefotografen wie Yva, die bis dahin vom politischen Wechsel noch weitgehend unbehelligt arbeiten konnten, bekamen nun den Gegenwind des Regimes deutlicher zu spüren. Als jüdischstämmige Unternehmerin musste Yva nicht nur Stigmatisierung und Ausgrenzung im Alltag erdulden, sondern sah sich auch der Gefahr einer gesetzlich abgesicherten Enteignung ausgesetzt. Im Jahr der Veröffentlichung des Porträts eines jungen blonden Mannes 1934 im illustrierten Ullsteinblatt „Die Dame. Ein deutsches Journal für den verwöhnten Geschmack“ schlug sie sich aber mit dem Verkauf ihrer Arbeiten noch leidlich durch.
Das Foto zeigt den Autor André Baron von Foelckersam. Dieses Bild erschien bereits 1930 im „Uhu. Über Leben und Werk des Schriftsteller-Barons ist wenig bekannt. 1903 in Lettland geboren, wuchs er auf dem Gut seines Vaters in Weggen/Kurland auf. André verbrachte einige Jahre in Berlin, zog später dann aber nach Schweden weiter. Die Aufnahmen aus Yvas Atelier zeigen ihn mit Ende Zwanzig. 1934 wurde das Porträt wieder aus dem Archiv geholt und noch einmal veröffentlicht. Ob dies aus aktuellen Anlass geschah – in diesem Jahr erschien Foelckersams einziger Roman – oder mit Yvas veränderten Arbeitsbedingungen zusammenhängt, lässt sich im Nachhinein nur mutmaßen.
Yva – Else Ernestine Neuländer-Simon (1900–1942)
Zeitgenossen nahmen die Arbeiten der Berliner Fotografin Yva als denen eines Man Ray oder László Moholy-Nagy ebenbürtig wahr. Yva selbst, mit bürgerlichem Namen Else Neuländer, sah sich in erster Linie als Gebrauchsfotografin. Neben Aufträgen von illustrierten Magazinen und Modezeitschriften fertigte Yva Porträts von Künstlern, Tänzerinnen und Schauspielern, aber auch Tierporträts und Werbeaufnahmen. Die spätere Lehrmeisterin von Herbert Newton gründete schon mit 25 Jahren ihr eigenes Atelier und wurde insbesondere mit ihren Modeaufnahmen schnell bekannt. Mit seiner hoch professionalisierten, nachfrageorientierten Arbeitsweise hatte sich Yvas Atelier mit seinen bis zu 10 Mitarbeitern 1934 endgültig als eines der gefragtesten auf dem Gebiet der Modefotografie in Berlin durchgesetzt. Als die Nationalsozialisten 1938 ein Arbeitsverbot für jüdische Bürger verhängten, dem Yva aufgrund ihrer Herkunft unterlag, endete diese Erfolgsgeschichte jedoch wenige Jahre später. Erst Mitte der Neunzigerjahre des 20. Jahrhunderts wurde das zwischen 1925 und 1938 entstandene Werk dieser Grande Dame der Modefotografie wiederentdeckt und in seiner Bedeutung für die Entwicklung sowohl der Kunst- als auch der Gebrauchsfotografie der Moderne gewürdigt.
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